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Termine

Verleihung des Irmtraud-Morgner-Literaturpreises 2023 an Marica Bodrožić
Begründung der Jury
Die Schriftstellerin Marica Bodrožić erhält den Irmtraud-Morgner-Literaturpreis 2023.
Mit der Zuerkennung des Preises an Marica Bodrožić würdigt die Jury das Werk einer Schriftstellerin, Lyrikerin und Essayistin, die es vermag, „auszutreten aus der Zeit und den kollektiven Maßregelungen der anderen“ (M. Bodrožić). Solcherart befreit, gelingt es ihr auf meisterhafte Weise, die Gegenwart nicht nur in ihren komplexen Verwurzelungen im Vergangenen durchsichtig zu machen, sondern auch in ihren Möglichkeiten zu einem schöpferischen, im Wandel begriffenen Unterwegssein. Ihre fein gewobenen Texte zeugen von überaus scharfsinnigen, weltaufnehmenden und welteinlassenden Beobachtungen und Wahrnehmungen, die stets mit Augenblicken der Erkenntnis einhergehen und deren ‚verwandelnde‘ Kraft wie ein Funke auf den Leser überspringt. Als Grenzgängerin zwischen Kulturen, Sprachen und Gattungen, zwischen Innerem und Äußerem, Realität und Imagination, Körper, Gefühl und Bewusstsein, Fragen und Antworten eröffnet sie begehbare Passagen und bricht die „gusseisernen Begriffe“ – Schablonen, Klischees, Parolen – auf, um sie ins offene Gespräch zurückzuholen.

1973 in Dalmatien geboren, siedelte Marica Bodrožić 1983 zu ihren Eltern nach Hessen über, wo sie, so ihre eigene Formulierung, „Deutsch als zweite Muttersprache“ und künftige Literatursprache erlernt. Ihrem literarischen Debüt, dem Erzählband „Tito ist tot“ (2005), folgt drei Jahre später ihr Romanerstling „Der Spieler der inneren Stunde“. Seither sind zahlreiche Werke erschienen, u.a. die Gedichtbände „Ein Kolibri kam unverwandelt“ (2007) und „Quittenstunden“ (2011), die Romantrilogie „Das Gedächtnis der Libellen“ (2010), „Kirschholz und alte Gefühle“ (2012) und „Das Wasser unserer Träume“ (2016) sowie zuletzt „Die Arbeit der Vögel. Seelenstenogramme“ (2022). Neben ihrem Lyrik- und Prosa-Werk liegen auch essayistische und literaturkritische Arbeiten vor. Die Autorin hatte bereits mehrere Poetikdozenturen inne (zuletzt die Ricarda Huch Poetikdozentur für Gender in der literarischen Welt) und wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet (u.a. mit dem Literaturpreis der Europäischen Union, 2013, und dem Walter-Hasenclever-Literaturpreis, 2020).

Mit dem alle fünf Jahre vom Chemnitzer Frauenzentrum Lila Villa ausgelobten Preis werden Schriftstellerinnen und Schriftsteller geehrt, die sich im Geist Irmtraud Morgners mit den Grundbedingungen der menschlichen Existenz und Möglichkeiten ihrer Erweiterung, durchaus auch im Sinne lebbarer Utopien, auseinandersetzen.

Die Preisverleihung fand am 90. Geburtstag Irmtraud Morgners, am 22.8.2023 im Saal des Chemnitzer Kulturkaufhauses Tietz statt.
Am gleichen Tag weihte der Landesfrauenrat Sachsen in Kooperation mit der Städtischen Gleichstellungsbeauftragten Pia Hamann und der Lila Villa den Frauenort Irmtraud Morgner ein.
An ihrer ehemaligen Schule – dem heutigen Georgius-Agricola-Gymnasium – befindet sich eine Tafel mit biografischen Daten zu Irmtraud Morgner. Es ist der nunmehr vierte Frauenort in Chemnitz.
[www.frauenorte-sachsen.de]

36. Tafelrunde Irmtraud Morgner am Samstag, den 1.4.2023 um 11 Uhr in der Lila Villa
Mittelpunkt dieser Tafelrunde stand die Freundschaft zwischen Carlfriedrich Claus und Karola Bloch.
Die Lesung offenbarte den Außenblick der in Westdeutschland lebenden Karola Bloch auf Leben und Visionen des Künstlers Carlfriedrich Claus aus Annaberg. Sie war Architektin, Sozialistin und als Frau des Philosophen Ernst Bloch gesellschaftskritischen Fragen stets offen. Karola Bloch förderte den einsam lebenden Claus und hatte viele Kontakte in die DDR-Kunst- und Literaturszene.
Kulturmittlerin Anke P. Böttcher und Kulturjournalist Matthias Zwarg waren mit uns ins Gespräch.  

Die 35. Tafelrunde Irmtraud Morgner fand am Samstag, den 26. November 11 Uhr
in der Lila Villa statt.

Es wurden Texte von Schweizer Autorinnen vorgestellt, die sich von Irmtraud Morgners geistreicher Radikalität inspirieren ließen. Ihren Texten „trobadora.montage“ aus dem Jahr 2018 liegt Irmtraud Morgners 1974 erschienener Roman „Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz…“ zugrunde. Die Züricher Autorin Annette Hug stellte ausgewählte Texte des Autorinnenkreises vor und kam mit uns ins Gespräch. Vortrag und Gespräche wurden moderiert von der Germanistin Ilse Nagelschmidt.   

34. Tafelrunde „Die Freundschaft des Ehepaars Christa und Gerhard Wolf zu Carlfriedrich Claus 
Die nun mehr 34. Tafelrunde fand am 2. April 2022 im Saal des tietz statt. Im Rahmen unseres Projekts
zu Ehren der Schriftstellerin Irmtraud Morgner stand dieses Mal die Freundschaft von Christa und
Gerhard Wolf zu Carlfriedrich Claus im Mittelpunkt. Gemeinsam mit der Kulturmittlerin Anke P. Böttcher, Berlin, bereiteten wir die Veranstaltung vor. Sie lud dazu auch die Tochter der Wolfs, Katrin Wolf, sowie den Grafiker Martin Hoffmann und Matthias Zwarg ein. Wir erlebten eine höchst informative und zugleich emotionale Lesung voller Erinnerungen. Die Lesenden stellten noch einmal die Besonderheit Carlfriedrich Claus` heraus, seine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Leben, der Gesellschaft – er war seiner Zeit weit voraus, lebte in einem Dauer-Experiment und äußerst isoliert. Mit dem Ehepaar Wolf verband ihn ein umfangreicher und tiefgründiger Gedankenaustausch. Wir bekamen von den vier Lesenden viele Einblicke, begleitet von Gedanken und Erinnerungen. Eine beeindruckende und anregende Lesung!
Diese Tafelrunde bot u.a. die Gelegenheit, den Kontakt zur Christa-Wolf-Gesellschaft herzustellen.
Wir werden zukünftig zusammenarbeiten und im kommenden Jahr eine Ausstellung zu Christa Wolf nach Chemnitz bringen.

Ein Rückblick:
Die Schriftstellerin Irmtraud Morgner hätte am 22. August 2021 ihren 88. Geburtstag gefeiert.  
An diesem Tag gestalteten wir eine festliche und sommerliche Tafelrunde – mit vielen Gästen, Beiträgen und Erinnerungen und mit einer großen Geburtstagstorte. Wir blickten zurück auf die Anfänge der Tafelrunde, Ellen Kaettniß und Iris Tätzel-Machute erzählten über die Anfänge des Morgner-Projekts im Jahr 2003 und Ursel Schmitz erinnerte an die zahlreichen Begegnungen mit Menschen aus dem In- und Ausland, die sich mit Irmtraud Morgner und ihrem Werk befassen – StudentInnen, SchauspielerInnen, Lesende, Schreibende….. Als Überraschungsgast erschien Beatriz de Dia alias Valérie Suty im reichen Gewande und umrahmte die Gespräche mit zauberhaftem Gesang überlieferter Kanzones.  Ulrike Brummert überraschte mit der Handpuppe Irmtraud Morgner und kam mit ihr ins Gespräch – es entspann sich ein wunderbarer Dialog über Frau und Mann, über Phantasie, Phänomene und Philosophie. Ilona Seifert richtete Grüße aus von vielen Frauen und Männern, die nicht teilnehmen konnten und mit ihren Gedanken - via E-Mail - der Tafelrunde verbunden waren: zum Beispiel Rudolf Bussmann, Constanze John, Prof. Karlheinz Hengst, Jens Sparschuh oder Prof. Hans Altenhain.
Schon 2023 steht der nächste Höhepunkt an - Irmtraud Morgner würde  ihren 90. Geburtstag feiern. 
Die Vorbereitungen laufen: Das Signal steht auf Fahrt!

Gedenktafel für Irmtraud Morgner
Der Chemnitzer Rotary-Club hat am Tag des offenen Denkmals, am 13. September 2020
am Chemnitzer Roten Turm wieder „Große ChemnitzerInnen“ geehrt.
Die Wahl fiel neben Carl-Gottlieb Haubold auf die Schriftstellerin Irmtraud Morgner.
Wir freuen uns, dass Irmtraud Morgner nun ins Stadtzentrum gerückt ist – eine Gedenktafel im Gehweg um den Roten Turm erinnert an die Schriftstellerin.
Die Laudatio zu Irmtraud Morgner hielt Professorin Dr. Ulrike Brummert, Mitglied
im Arbeitskreis Irmtraud Morgner und gleichsam Kulturbeirats-Mitglied.

Bücher von Irmtraud Morgner zum Einlesen:
Das Signal steht auf Fahrt. Berlin 1959.
Ein Haus am Rand der Stadt. Berlin 1962.
Hochzeit in Konstantinopel. Berlin [u. a.] 1968.
Gauklerlegende. Berlin 1970.
Die wundersamen Reisen Gustavs des Weltfahrers. Berlin [u. a.] 1972,
Neuauflage Verbrecher Verlag, Berlin 2006.
Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura. Berlin [u. a.] 1974.
Geschlechtertausch. Darmstadt [u. a.] 1980 (zusammen mit Sarah Kirsch Christa Wolf).
Amanda. Ein Hexenroman. Berlin [u. a.] 1983.
Der Schöne und das Tier. Eine Liebesgeschichte. Leipzig 1991.
Rumba auf einen Herbst. Hamburg [u. a.] 1992.
Das heroische Testament. München 1998.
Erzählungen. Verbrecher Verlag, Berlin 2006.

Empfohlene Literatur zum Einlesen:
„Der letzte Kommunist. Das traumhafte Leben des Ronald M. Schernikau“, Frings. Matthias, Aufbau Verlag, 2009

„Irene Binz. Befragung“. Schernikau, Ronald M: , Rotbuch Verlag 2010