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Wie entstand das Projekt und was haben wir erreicht?

Das Irmtraud Morgner Projekt am Chemnitzer Frauenzentrum Lila Villa
Den Anstoß für das Projekt gaben Literaturwissenschaftlerin Christel Hartinger aus Leipzig, ihre Kollegin Hannelore Schröder aus Amsterdam und die Schweizer Filmemacherin Gabriele Schärer im Jahr 2000.
Die drei Frauen einte der Gedanke, die in Chemnitz geborene Schriftstellerin Irmtraud Morgner (1933-1990) zu ihrem 70. Geburtstag im Jahr 2003 zu würdigen. Da das Herausstellen der Lebensleistungen von Frauen fester Programmpunkt des Chemnitzer Frauenzentrums Lila Villa ist, nahmen wir diesen Gedanken sofort und sehr gern auf.

Im Januar 2002 wurde der Arbeitskreis „Irmtraud Morgner“ gegründet und im Folgejahr die „Tafelrunde“ als halbjährlich wiederkehrende Veranstaltung etabliert. Anlässlich des 70. Geburtstages von Irmtraud Morgner brachten wir im Herbst 2003 am Chemnitzer Wohnhaus Frankenberger Str. 104 eine Erinnerungstafel an – hier wohnte Irmtraud Morgner mit ihren Eltern von 1934 – 1952.
Bis heute haben 31 Tafelrunden stattgefundenen, in denen wir uns Irmtraud Morgner auf sehr unterschiedliche Weise näherten: Rechercheergebnisse zu ihrem Leben und Werk wurden präsentiert, Weggefährt_innen vorgestellt, aus Lehre und Forschung zu Irmtraud Morgner berichtet und über die Morgner-Rezeption im In- und Ausland diskutiert. Wir hatten David Morgner, den Sohn der Schriftstellerin, zu Gast in Chemnitz und konnten sehr persönliche Einblicke gewinnen. Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler sowie Autorinnen und Autoren, die sich allesamt mit dem Werk von Irmtraud Morgner auseinandersetzen, bereicherten unsere Tafelrunden. Wir nahmen Kontakt zu Christa Wolf auf, die unser Projekt mit Wohlwollen beachtete. Ihr Mann, Gerhard Wolf, war Gast einer Tafelrunde, er hatte 1990 die Grabrede für Irmtraud Morgner gehalten.
Unser Projekt haben wir nach und nach auf die ebenfalls 1933 geborenen Schriftstellerinnen Brigitte Reimann und Maxie Wander und später auf die 2011 verstorbene Schriftstellerin Christa Wolf erweitert. So arbeiten wir z.B. mit der Brigitte-Reimann-Gesellschaft Neubrandenburg zusammen.
Ein Höhepunkt im Jahr 2008 war die Einweihung des DenkMals für Irmtraud Morgner in der Chemnitzer Stadtbibliothek anlässlich ihres 75. Geburtstages.
Im Jahr 2013 gestalteten wir erneut ein literarisch-musikalisches Fest zum 80. Geburtstag von Morgner, Reimann und Wander. Gäste waren u.a. die Schriftstellerin Kerstin Hensel, der Karikaturist Harald Kretzschmar, die Schauspielerin Ines Burdow und Susanne Wander, die als Frau und Witwe von Fred Wander auch den Nachlass von Maxie Wander verwaltet.
Höhepunkt im Jahr 2018 war die erstmalige Verleihung des Irmtraud-Morgner-Literaturpreises zum 85. Geburtstag der Schriftstellerin. Zu Gast waren u.a. die Schriftstellerinnen Angela Krauß und Kerstin Hensel.
Aus der umfangreichen und vielseitigen Projektarbeit ist ein internationales Netzwerk engagierter Frauen und Männer hervorgegangen, welches unser Wirken um Irmtraud Morgner und die genannten Schriftstellerinnen unterstützt, bereichert und vorantreibt. Darauf sind wir stolz!

Irmtraud-Morgner-Literaturpreis
Verleihung des Irmtraud-Morgner-Literaturpreises 2018 im Rahmen der Festtage zum 85. Geburtstag von Irmtraud Morgner

Das Chemnitzer Frauenzentrum Lila Villa verleiht zum ersten Mal den Irmtraud-Morgner-Literaturpreis. Der Preis, der von einer Jury vergeben wird, würdigt das Werk von Autorinnen und Autoren, die sich im Sinne Morgners mit Fragen des Zusammenlebens der Geschlechter und der Utopie eines menschenwürdigen Daseins auseinandersetzen.
Bereits seit 2002 widmet sich das Chemnitzer Frauenzentrum Lila Villa der 1933 in Chemnitz geborenen und 1990 in Berlin verstorbenen Schriftstellerin Irmtraud Morgner. Jährliche Veranstaltungen erinnern an die Schriftstellerin, ihr Leben und ihr Werk. Die Idee des Irmtraud-Morgner-Literaturpreises ist ebenso Ergebnis des langjährigen Projekts der Lila Villa.
Die Jury, bestehend aus drei LiteraturwissenschaftlerInnen, hat sich für Judith Schalansky entschieden. Ihre Bücher kennen die Gegenwart und lassen sich trotzdem die Hoffnung auf Zukunft nicht nehmen. Damit greifen sie das Erbe Irmtraut Morgners auf angesichts der Herausforderungen unserer Zeit.
Anerkennen und Verstehen sind Judith Schalanskys zentrale Themen. Sie beschreibt sie – in Der Hals der Giraffe (2011) am Beispiel einer Biologielehrerin und ihrer Schulklasse – vor allem in ihrem Nichtgelingen und gibt damit den Erfahrungen unserer Gegenwart breiten Raum. Doch zugleich lässt sie Bedingungen für eine neue Gegenseitigkeit aufscheinen. Diese bestehen für Schalansky auch darin, offen für die Zukunft zu sein, anstatt einseitig die Vergangenheit zu verklären.
Jene entfernten Regionen, in die uns Schalansky mit ihrem Atlas der abgelegenen Inseln (2009) entführt, sind nicht nur Fluchtmöglichkeiten aus unserer Zeit, sondern kleine Räume der Hoffnung. Sie gleichen darin jenem imaginierten ,Konstantinopel‘ an der Adria, in das sich die beiden Liebenden aus Irmtraut Morgners Hochzeit in Konstantinopel (1968) flüchten, weil geschlossene Grenzen eine Reise an den Bosporus unmöglich machen.
Judith Schalansky erhält den Irmtraud-Morgner-Literaturpreis 2018 nicht allein als Schriftstellerin, sondern als Buchmacherin im umfassenden Sinne: als Gestalterin und Herausgeberin. Sie gibt die aufwendig gestaltete Reihe Naturkunden heraus, in der mittlerweile fast 50 Bände erschienen sind. Somit ist Judith Schalansky eine hoffnungsfrohe Kämpferin für das Medium Buch und für das Lesen als kulturelle Praxis.
Die Preisverleihung fand am Freitag, den 24. August 2018 im Rahmen der Irmtraud Morgner Festtage in der Stadtbibliothek Chemnitz auf Einladung statt.
Veranstaltungsort: Stadtbibliothek Chemnitz, DAStietz, Moritzstraße 20, 09111 Chemnitz
Informationen: Frauenzentrum Lila Villa, Kaßbergstraße 22, 09112 Chemnitz
Telefon: 0371 302678
e-mail: lilavilla@onlinehome.de

Welche Pläne haben wir?

Unsere Arbeit wird mit den Feierlichkeiten zum 85. Geburtstag Irmtraud Morgners, aber auch Brigitte Reimanns und Maxie Wanders nicht zuende gehen.
Wir werden weiter zum Leben von Irmtraud Morgner recherchieren, sowohl in Chemnitz wie auch in Leipzig, Berlin und in der Schweiz. LebenszeugInnen werden befragt und die Daten archiviert und gesammelt.
Wir suchen auch weiterhin den Kontakt mit interessierten Verlagen, um dort unser Projekt vorzustellen und eine Neuauflage der Werke Irmtraud Morgners zu erreichen.
In den vergangenen Jahren hat sich ein internationales Netzwerk von engagierten Menschen zusammengefunden. Uns verbindet nicht nur die Liebe zu Literatur und Kunst, sondern auch die Freude am Gespräch, an der produktiven Auseinandersetzung.
Besonders wichtig ist uns, weiterhin mit der Brigitte-Reimann-Gesellschaft in Neubrandenburg zu kooperieren und auch zukünftig die die ebenfalls 1933 geborenen Schriftstellerinnen Maxi Wander und Brigitte Reimann zu würdigen.

Wer unterstützt uns ?

Kulturbüro Chemnitz, Stadtbibliothek Chemnitz, TU Chemnitz, Buchhandlung Universitas,
Brigitte-Reimann-Gesellschaft Neubrandenburg, Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen

Wir möchten uns bei allen engagierten Einzelpersonen, Ämtern und Institutionen bedanken, die uns bislang unterstützt haben.

 

Nachruf

  hartinger  
 

Christel Hartinger – in memoriam

 
 

Im Dezember 2016 bekamen wir die Nachricht vom Tod Christel Hartingers.
Tief betroffen kamen wir in der Lila Villa zusammen, - und wir erinnerten uns an Christel, an die letzte Tafelrunde mit ihr in der Lila Villa am 22. Oktober 2016. Unsere Gedanken waren und sind bei Christel, ihrem Ideenreichtum, ihrer Kraft, ihrem Wirken weit über ihre Stadt Leipzig hinaus.
Christel Hartinger hat auch in Chemnitz viel bewegt. Sie ist Initiatorin des Irmtraud Morgner Projektes. Es entstand aus den Überlegungen der Wissenschaftlerin Hannelore Schröder aus Amsterdam zusammen mit Christel Hartinger. Beide waren zu Beginn der 2000er Jahre der Meinung, dass es an der Zeit wäre, Irmtraud Morgner zu ihrem 70. Geburtstag 2003 ein Denkmal zu setzen. Zunächst kam Leipzig in Frage. Aber nachdem Christel am Fest der Frauen in Frankfurt als Irmtraud Morgner teilgenommen hatte und dort auf die Mitbegründerin der Lila Villa, Andrea Franke traf, vertrat Christel Hartinger mit Vehemenz die Idee, das Denkmal in Chemnitz zu errichten, in der Geburtsstadt Irmtraud Morgners. Andrea Franke war Feuer und Flamme – und es kam zur Etablierung des Irmtraud Morgner Projektes in Form erster Recherchen zu Leben und Wirken der Schriftstellerin und der halbjährlich stattfindenden Tafelrunden. Wir fanden ehemalige MitschülerInnen Irmtraud Morgners, WeggefährtInnen und KollegInnen - auch ihr Sohn David Morgner war zu Gast in der Lila Villa.
In den bis heute stattgefundenen 26 Tafelrunden näherten wir uns Irmtraud Morgner auf sehr unterschiedliche Weise, immer war Christel Hartinger federführend, inspirierend und verbindend. Die Einweihung des DenkMals für Irmtraud Morgner erfolgte erst auf der großen internationalen Geburtstagsfeier zu Morgners 75. Geburtstag. Inzwischen wurde das Irmtraud Morgner Projekt – der Idee Christel Hartingers folgend – auch auf die ebenfalls 1933 geborenen Schriftstellerinnen Brigitte Reimann und Maxie Wander erweitert sowie auf die 1911 verstorbene Schriftstellerin Christa Wolf.
Christel Hartinger hat mit ihrem außerordentlichen literarischen und politischen Wissen, ihrem Geschichtsbewusstsein, ihrem Organisationstalent und ihren Verbindungen in die literarische Szene für ein hohes Niveau des Irmtraud Morgner Projekts gesorgt. Sie war uns Freundin und enge Vertraute.
Wir werden sie vermissen.


Die Mitglieder des Arbeitskreises Irmtraud Morgner